Archiv für den Monat: Juni 2016

Tag 11- Tok

Wieder brechen wir auf und fahren einen großen Teil der Strecke zurück nach Glennallen. Vor einem Supermarkt spreche ich mit einem alten Biker. Das Haupthema sind natürlich wieder Guns. In Alaska gibt es keinerlei Beschränkungen bezüglich Waffen, jeder kann sie kaufen und frei tragen. Vor ein paar Jahren gab es den Versuch den Waffenbesitz zu reglementieren, der aber schnell wieder aufgegeben wurde.
Der Biker erzählt uns auch von dem Anschlag in Orlando und sagt in Alaska hätte wahrscheinlich jeder sofort zurückgeschossen. Ob das Ergebnis dann besser wäre sei dahin gestellt.

Weiter geht es nach Tok, einem kleinen Ort im Nirgendwo, bevor es zum Top of the World Highway geht. Da das Wetter wechselhaft bleibt übernachten wir im Golden Bear Motel. Den Preis kann ich sogar verhandeln, es gibt Kaffee umsonst und sogar ein Frühstück ist im Preis enthalten.

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Tag 10 – Long way down

Wir brechen unser Zelt im Park ab und machen uns auf den Weg zum Denali Highway.

Der Denali Highway ist eine nicht asphaltierte Strasse, die sich 135 Meilen (217 km) durch die Wildnis zieht. Im Winter ist der Highway komplett gesperrt und maximal mit Schneemobilen befahrbar. Der Zustand ist trotzdem recht gut und der Untergrund besteht hauptsächlich aus Schotter. Uns begegnen einige Motorräder und auch ein paar Verwegene mit dem Fahrrad.

Unterwegs halten wir an einer kleinen Lodge an und stärken uns mit einem leckeren homemade Burger. Die Köchin erzählt uns von Valdez einer kleinen Stadt im Prinz Willam Sund. Wir hatten auch schon überlegt, ob wir einen Abstecher dorthin machen sollen. Valdez ist bekannt für tolle Kayak-Touren zwischen Eisbergen und Gletschern. herumgefahren ist. Spontan machen wir uns gleich auf den Weg Richtung Valdez.

Allerdings ist das Ziel noch einmal 300 km weiter entfernt, als Paxson unserer eigentlichen Tagesetappe. Unterwegs wollen wir irgendwo einen Übernachtungsplatz finden. Irgendwo ist leider nicht so ganz einfach.

Ein Campground, den wir entlang der Strecke, gefällt zwar Ulli aber mich spricht er überhaupt nicht an, also fahren wir weiter. … Es wird langsam immer später und die Meilen fliegen dahin.

Dann sehen wir ein Schild zu einem Bed & Breakfast und biegen ab. Schnell sind wir nur noch auf einem schmalen Feldweg und kommen nach 3 km an einen Schilderwald, auf dem massiv mit Schusswaffen aller Art gedroht wird, wenn man weiterfährt.

Also umdrehen … leider ist der Weg sehr schmal schon sind wir umgefallen.
Mit den breiten Koffern liegt das Motorrad zum Glück nicht komplett auf der Seite und lässt sich mit einigem Wuchten wieder aufrichten.

Mittlerweile steht Berta aber nicht mehr auf dem Feldweg, sondern daneben und die Räder sinken auch schon etwas ein. Ich gebe beherzt Gas und wider erwarten komme ich recht schnell wieder aus dem Dreck heraus. Als ich mich nach Ulli umdrehe, weiss ich auch warum.

Ulli hat hinten geschoben, was ich leider nicht gesehen hatte, aber jetzt gut erkennen kann. Sie ist nicht wirklich amused. Nach einigen Minuten haben wir den gröbsten Dreck von ihr entfernt und können weiterfahren.
Die Gegend bleibt einsam und Unterkünfte sind auch die nächsten 200km nicht zu sehen. Also fahren wir durch. Um kurz nach 22:00 Uhr kommen wir in Valdez an und checken in einem netten Hotel mit Heizung und Internet ein. Es gibt sogar noch etwas zu Essen und wir fallen erschöpft in unser weiches warmes Bett.

Tag 9 – Squirrel attack

Heute steht Hiking (wandern) auf dem Plan. Offensichtlich hat es sich bei den Bären im Park schon herumgesprochen, dass wir schwer bewaffnet sind. Die Nacht verlief ohne Zwischenfälle, deshalb wollen wir eine kleine Wandertour machen.

Zuerst noch ein kurzer Abstecher in das Visitor Center, um einen Jahrespass für alle US National Parks zu kaufen. Kaum losgefahren ohne Ausrüstung, Kamera oder sonstiges laufen zwei Babyelche über die Strasse und wir können nicht fotografieren, na prima.
Egal für die Erinnerung reichen auch die Bilder im Kopf.

Wir lassen uns beraten, welche Tour für uns die richtige ist und entscheiden uns für den Savatage Alpine Trail. Der Trail startet ein kleines Stück weiter im Park und wir fahren mit dem Motorrad mit unsrer Wanderausrüstung zum Ausgangspunkt. Das kleine Stück stellt sich dann als 20 Meilen heraus und natürlich regnet es unterwegs mal wieder. Zum Glück haben wir Regenkleidung mit dabei. Weiter darf man in den Park nicht hineinfahren. Das ist nur mit einer langen und teuren Bustour mit vielen anderen Touris möglich, die wir nicht machen wollen.

Es geht leicht aber stetig die Hügel aufwärts. Der Trail hat ca. 500 Höhenmeter ausgewiesen. Unterwegs sehen wir immer wieder Bear Poop, die Verursacher bleiben aber im Hintergrund.

Auf halber Höhe sehen wir einige Ground Squirrels (Bodeneichhörnchen). Auf mein Pfeifen drehen sie sich um und eines kommt gleich auf uns zu gerannt. Es kommt immer näher und ich suche schon nach meinem Messer ;-). Einen halben Meter vor uns bleibt es stehen und mustert uns. Wir starren uns in die Augen, nach einer Minute dreht es dann ab und gibt den Weg frei. Offensichtlich haben wir doch nicht in die Speisekarte gepasst.

Es geht weiter bergan. Beinahe oben angekommen, regnet es wieder und es fühlt sich schon fast wie Graupelschauer an. Also wieder rein in die Regenklamotten und weiter geht es.

Die Aussicht ist toll. Bergab geht es dann ziemlich steil und felsig und der Regen hat sich in einen ordentlichen Sturm gewandelt.

Nach 3 Stunden haben wir es geschafft und können mit einem Shuttlebus (Weichei Modus) zurück zum Startpunkt fahren.

Tag 8 – es quietscht

Das Wetter bleibt uns hold und am nächsten Tag geht es weiter Richtung Denali.
Denali oder auch Mount McKinley ist der höchste Berg Nordamerikas. Unser Ziel ist der Denali National Park, wo wir wieder campen wollen.
Und es quietscht schon wieder…

Wir halten an, schauen nach und finden nichts. Alles scheint in Ordnung nur das Quietschen nicht. Ulli empfiehlt die Kette zu schmieren. Ich glaube zwar nicht dran, aber versuche es. Was soll ich sagen, das Quietschen ist weg und Ulli hatte recht, obwohl doch ich der Techniker bin. Weiter geht es ohne hässliche Nebengeräusche.

Irgendwo im Nirgendwo kommt eine Tankstelle, die wir natürlich nutzen und ein kleiner Supermarkt, wo wir uns einen Salat zum Mittagessen gönnen. Während ich vor dem Markt noch warte während Ulli noch das Abendessen holt, werde ich wieder angesprochen. Da unser Moped, wie gesagt ‚Berta’, sehr selten ist in Alaska und mit dem Gepäckberg hinten drauf durchaus ein Hingucker, sprechen uns sehr viele Leute an. Was ist das für eine Maschine, wo kommen wir her usw. Viele vermuten Finnland da, wir FN auf der Nummer haben.

Diesmal werde ich gefragt, wo wir übernachten wollen. Auf die Antwort wir gehen campen mit unserem Zelt, kommt dann gleich die Frage nach dem Bärenschutz.
Schnell steigen noch einige mehr in das Gespräch mit ein und es entwickelt sich eine wilde Diskussion ob Bärenspray, Schrottflinten oder ein Elektrozaun ums Zelt die richtige Abwehr ist. Jeder hat einen anderen Favoriten und es gibt viele gute Tipps, was man alles nicht machen sollte. Ich werde bei meinem Messer bleiben und hoffe, dass die Bären sich andere Opfer suchen.

Immerhin wissen wir jetzt, dass Schwarzbären einen sofort auffressen und Grizzlys oder Braunbären ihre Beute nur neutralisieren wollen. Was auch immer besser ist …

Endlich kommen wir an unserem Tagesziel an dem Denali National Park.
Wir sind jetzt in der Bear Country und nachdem wir unser Zelt aufgebaut haben, lege ich auch gleich mein Messer bereit.

Tag 7 – Ashleigh und Ross

Die Wettergötter sind heute mit uns, strahlender Sonnenschein erwartet uns nach dem aufstehen. So zeigt sich Alaska von seiner schönsten Seite. Schneebedeckte Berge entlang der Strasse nach Anchorage und sommerliche 17 Grad.
Unterwegs hören wir ein leichtes Quietschen, können es aber nicht genauer lokalisieren.
Egal das Quietschgeräusch ist nicht so laut und wir fahren weiter.

In Anchorage machen wir noch einen kurzen Zwischenstopp und kaufen uns ein Kommunikationssystem, um unterwegs besser reden zu können und auch etwas Musik zu hören. Den Einbau in die Helme verschieben wir aber auf später.

Nach Anchorage sind es noch ca. 60 km weiter nach Eagle River zum Haus von Ashleigh und Ross. Es geht wieder in die Berge und wir finden Ihr Haus auch sofort.
Erstmal sind wir sprachlos. Eine fantastische Lage mit fantastischer Aussicht erwartet uns, das Haus ist riesig und sehr modern und gemütlich. Nach einer ganz herzlichen Begrüssung, dürfen wir unsere Wäsche waschen und das Berta einen Schlafplatz in der Garage. Bei strömenden Regen haben wir ein leckeres Barbecue und guten Wein. Beide sind sehr lieb und besorgt, dass es uns an nichts fehlt. So kann man es aushalten. Wir haben einen tollen Abend unterhalten uns über das Reisen und Gott und die Welt. Ross arbeitet in den Ölfeldern und ist Hobbypilot. Ashleigh fotografiert Flugzeuge, aber nicht am Boden sondern von einem Flugzeug zum anderen. Ihre Bilder kann man auf www.alaskaprophoto.com bewundern.
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Tag 6 – Auf nach Hope

Aufgewacht und sofort ein Wettercheck – Mist es schüttet aus allen Kübeln.
Zum Packen fahre ich Berta, so haben wir mittlerweile unser Moped getauft, auf die Veranda, um wenigstens im Trockenen alles einzuladen.

Um „alles“ noch etwas näher zu definieren, wir haben nur das Notwendigste dabei. Das sind leider immer noch ca. 120 kg Gepäck. So langsam trennen wir uns von einigen Teilen, die vielleicht nicht ganz so wichtig sind. Die Bedienungsanleitung in Papierform ist zusammen mit dem Benzintank für den Kocher schon vorgestern in den Müll gegangen.
Heute lassen wir die Gurte mit denen das Moped in der Kiste gesichert war und eins der Montiereisen mit dem man auch einen Bären erschlagen könnte zurück im Apartment.
Ich habe ja noch mein Laguile-Messer, das mir meine Bikerfreunde geschenkt haben dabei, das muss für einen Bären ausreichen.

Die Fahrt nach Hope ist nass, richtig nass und kalt. Die Temperaturen liegen zum Teil bei 6-7 Grad. Trucks, die uns entgegen kommen, scheinen Freude daran zu haben in den mit Wasser gefüllten Spurrillen zu fahren und damit Meterhohe Wasserfontänen auf uns zu spritzen.

Aber die Frisur hält, unsere Klamotten von Klim sind echt gut und halten uns auch ohne Regenkombi trocken. Man merkt, das Klim in der absoluten Oberklasse in Sachen Motorradkleidung spielt.
Das gleiche gilt für unsere Daytona Goretex Stiefel, die uns immer unsere Füsse trocken halten.

Unterwegs halten wir noch an einem Safeway (Supermarktkette) und kaufen ein paar Vorräte für den Abend ein. Wir haben uns eine Safeway Clubkarte besorgt uns sparen so mit jedem Einkauf um die 10%. Ulli besorgt die Sachen und ich bleibe beim Motorrad. Innerhalb von 20 Minuten sprechen mich 4 Leute an, geben Reisetipps und wünschen eine gute Reise. Haben selten das Wort jealous (neidisch) so oft gehört.

Als wir in Hope ankommen, 274 km später, regnet es noch immer in Strömen. Hope ist eine alte Goldgräberstadt und sehr überschaubar. Noch viel schlimmer, der ganze Ort ist Montag und Dienstag geschlossen, aber das haben wir vorher nicht gewusst L.

Camping fällt aus, da unser Zelt nicht schwimmfähig ist. Am Rande des Ortes finden wir doch eine Unterkunft in der Alaska Datscha. Es gibt heissen Kaffee und eine geheizte Hütte.
Und der Kocher funktioniert!! 😀
Eine Küche gibt es in der Hütte nicht, aber dank unserem jetzt funktionierendem Equipment zaubert uns Ulli ein leckeres Abendessen auf die Anrichte … Tisch gibt’s auch keinen.
Mit dem öffentlichen PC des Jahrgangs Asbach Uralt (Windows XP) schicken wir Ashleigh eine Mail und fragen, ob wir Ihr Angebot für Herberge noch gilt.
Prompt kommt die Antwort, dass wir willkommen sind.

Tag 5 – Kajak fahren

Die Sonne scheint, der Himmel ist blau und es ist warm. Wer hätte das gedacht, aber jetzt schon wieder weiterfahren wäre ein Frevel. Ich verhandele zäh mit unserem Vermieter und bekomme die zweite Nacht für 125$ inklusive einem Paket geräuchertem Lachs.
Homer – die Hauptstadt des Heilbutts – ist Ausgangspunkt für Angeltouren und viele andere Ausflüge. Geil wäre ja ein Trip mit dem Wasserflugzeug zum Bären anschauen, aber leider auch nicht wirklich günstig.
Der ständige Drang zum Abenteuer – von zumindest einem Reiseteilnehmer – kommt der Vorschlag zum Blue Water Kayaking sehr entgegen. Ein Wassertaxi bringt uns zu Yukon Island, wo wir mit 4 anderen zum Paddeln gehen.

Kaum losgefahren sehen wir schon Seeotter, Weisskopfadler (Bold Eagles) und einiges mehr. Nein, wir sind weder gekentert noch haben wir irgendetwas versenkt, das Glück war uns hold. (Aber immerhin sind wir an einem Felsen stecken geblieben und haben einen anderen geschrammt wie die gute alte Titanic 😉 Anm. der Redaktion).
Das Wetter hat auch gehalten, aber so langsam ziehen wieder Wolken auf.

Final zu sagen: There is no place like Home(r)