Archiv für den Monat: Juli 2016

Tag 40 – Geysire

Heute brechen wir endgültig auf, denn auch die letzte Nacht bei 0 Grad war nicht gerade kuschelig. Wir fahren Richtung Süden und wollen noch eine paar Geysire anschauen.

Der berühmteste heisst Old Faithful. Nach 2 Stunden Fahrt im Park bei blauen Himmel und angenehmen 14 Grad erreichen wir diese Station. Hier gibt’s Massen-Tourismus pur. Vollgefüllte Parkplätze, Icecream-Burger und Souvernirs ohne Ende. Der Geysir bricht alle 90 Minuten aus und es sind in einem Bogen 4 Reihen Bänke auf über hundert Meter angebracht.

Wie ergattern einen einigermassen guten Platz in der zweiten Reihe um dann zu hören, dass die nächste Eruption erst in 45 Minuten stattfinden soll. Wir bleiben noch 15 Minuten und geben dann erst mal auf. In der Zwischenzeit haben sich alle Bankplätze gefüllt und die Menschen stehen schon hinter den Bänken.

Den zwei amerikanischen Damen, die dankbar unsere Plätze einnehmen, sage ich das die Parkleitung den nächsten Ausbruch abgesagt hat. Panik in den Augen, bis ich gestehe, das es nur ein Joke war.

In der Lodge essen wir eine Kleinigkeit und als der Zeitpunkt des Ausbruches bevorsteht, gehen wir doch noch einmal zurück. Geschätzte 1000 Personen warten gebannt auf den Ausbruch. Dieser geht aber nur sehr langsam von statten. Dampf entweicht den ganzen Tag und jetzt kommen ab und zu Sprudel mit Wasser dazu, erst nur einen halben Meter und dann langsam immer höher. Auf einmal bricht ein Geysir direkt hinter Old Faithful aus und Ulli befürchtet, dass wir und am falschen Loch gewartet haben. Kurz darauf kommt nun auch Old Faithful in die Gänge und schiesst sein Wasser mindestens 20 Meter in die Höhe.

Jetzt wird es Zeit den Park zu verlassen, ausserdem brauchen wir noch eine Unterkunft für die Nacht. Der erste Ort nach dem Park ist immer noch extrem touristisch und wir fahren gleich weiter. Danach kommt leider nicht mehr so viel und wir brauchen noch 150 Kilometer um endlich in einem kleinen Nest ein Motel zu finden.

Tag 39 – Buffalo Hunting, wer jagd hier wen?

Wir bleiben noch einen Tag länger. Wäre doch blöd vor dem Wetter zu kapitulieren, wenn man schon mal hier ist. Zum Glück regnet es am morgen nicht und mit Hilfe eine netten Familie, können wir unser Zelt drei Plätze weiter tragen.

Heute wollen wir eine Hiking Tour machen und haben auch schon einen netten Trail nicht weit vom Campground ausgesucht.

Zum Glück haben wir unsere Regenkleidung, die wir extra fürs regenwandern gekauft haben. So können wir mit dem Motorrad ohne unsere Motorradkleidung zum Startpunkt fahren und werden nicht nass. Kurz vor uns machen sich noch zwei Jungs aus Texas auf den gleichen Weg, aber sonst ist alles leer.

Es geht einen halben Kilometer durch den Wald, dann kommen wir auf eine Hochebene mit einer Steppenlandschaft. Vor uns sehen wir, dass die Burschen stehen geblieben sind. Als wir sie erreichen, wissen wir auch warum. Ein riesiges Bison (Buffalo) steht direkt auf dem Trail und ist in aller Ruhe am grasen. Wir warten noch ein wenig, aber nichts tut sich.

Wie beschliessen den Büffel zu umgehen, da die Viecher recht gefährlich werden können. Bei Nieselregen schlagen wir uns durch nasses Grass und Büsche. Als wir ungefähr auf Höhe des Büffel sind, geht das Mistvieh doch einfach weiter unseren Weg entlang. Aber wir geben natürlich nicht auf und die zwei Texaner folgen uns brav, dankbar jemand gefunden zu haben, dem sie hinterherlaufen können.

Das Gelände wird schwieriger. Wir überqueren Bäche und klettern über umgestürzte Bäume, während der Büffel gemütlich den Wanderweg entlang schlendert. Ich habe das Gefühl, dass er immer wieder zu uns herüber schaut und sich kaputtlacht, was für Aufwände wir machen. Endlich triftet er vom Weg ab und wir können nach etlichen hundert Metern Busch und Sumpf wieder ungefährdet auf den Weg zurückkehren.

Zum Glück sind jetzt meine Füsse patschnass, denn Goretex hilft leider nicht, wenn das Wasser von oben reinläuft.

Einige Kilometer weiter kommen wir an den Cascade Lake. Von dort geht es noch weiter zum Observation Point, höher in den Bergen. Nach ungefähr 350 Höhenmetern stossen wir an die Nebelgrenze und somit ist auch nichts mehr mit guter Sicht. Die zwei Jungs aus Texas gehen weiter, da sie noch nie in den Bergen waren und Texas ‚flat like a pancake‘ ist.

Fast wieder am See angekommen sehe ich einen Grizzly auf der Ebene. Nicht lange dann sehen wir auch sein Junges, das wie ein Gummiball auf und ab springt. Zum Glück sind Grizzlys mit Jungen am gefährlichsten ;-).

Der Weg , den wir wieder zurückgehen wollen, führt nicht weit entfernt an der Bärenfamilie vorbei. Wir warten also erst einmal ab was passiert. Nachdem sich der Grizzly zuerst weiter von uns entfernt hat, nimmt er jetzt die Richtung genau auf uns zu … prima. Gemächlich trotten die zwei Bären immer weiter auf unseren Standpunkt zu. Ok, wir haben ein Messer und Bärenspray dabei, das müsste im schlimmsten Falle helfen. Bevor die Bärenmama aber noch näher kommt, entscheiden wir zügig den Platz zu verlassen und Richtung unseres Trails zu gehen, der jetzt wieder sicherer erscheint.

Weiter weg sehen wir ein paar Leute stehen. Wahrscheinlich haben sie die Bären und auch uns gesehen und warten ob noch etwas geboten wird. Unsere Entscheidung war richtig. Da der Weg einen Bogen macht, können wir den Grizzly mit noch vernünftigem Abstand umgehen. Mittlerweile ist er an dem Platz angekommen, an dem wir vorher noch gewartet haben. Wenn jetzt die zwei Texaner vom Gipfel zurückkommen, stecken sie allerdings in der Sch…

Nachdem wir ohne weitere Zwischenfälle den Weg zurück zum Moped gepackt haben, fahren wir gleich zur Rangerstation und melden, dass die zwei Jungs ein Problem haben könnten. Die Ranger sind allerdings sehr gelassen, da der Bär nicht aggressiv war und nur sein bear thing gemacht hat.

Tag 38 – Rainy Yellowstone

Am Morgen ist es sehr frisch … um nicht zu sagen ’saukalt‘. Das Zelt ist innen trocken, aber der Boden ist schon etwas von Regen unterspült. Ich ziehe einen Graben, damit wir nicht davon geschwemmt werden.

Einen Platz, den wir gestern kurz in Betracht gezogen haben, ist total unter Wasser  … Glück gehabt :-D. Frühstück leisten wir uns im Fountain Soda, dem Diner von Canyon Village. Es gibt hier ein grosses Visitor Center und einige Einkaufsmöglichkeiten für alles mögliche. Um uns herum werden gerne warme Pullover und Regenjacken gekauft, viele Besucher sind nicht wirklich für die Berge ausgerüstet.

Yellowstone ist der grösste aller Parks in den USA und hat eine Gesamtfläche von 3468 Quadratmeilen (jetzt schnell mal umrechen 🙂 ).

Wir lassen uns im Visitorcenter beraten. Heute fahren wir eine Runde durch den Park und morgen geht’s zum wandern. Beim Fahren beschränken wir uns allerdings auf den Upper Loop im Norden, die ganzen 750 km, davon 499 km geteert, werden wir bestimmt nicht schaffen. Die Rangerin rät uns, möglichst bald zu fahren, da es auf einem der Pässe Schnee geben könnte.

Also machen wir uns auf den Weg. Der Pass ist über 2700 Meter hoch und die Landschaft unglaublich. Der ganze Park liegt auf einem Supervulkan und überall gibt es heisse Quellen und man sieht viel Dampf. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich, zum Teil steile Berge dann wieder Hochplateaus. Es geht nicht lange und wir sehen unseren ersten Büffel, der gemütlich am Wegesrand grasst. Ein guter Indikator für Wildtiere sind immer wieder Autos, die am Wegesrand stehen. Da gibt es meist etwas zu sehen.

Irgendwann gibt es wieder einen Stau und Moped sei Dank, kann ich die Autos überholen und nach vorne fahren. Zuerst denken wir es ist ein Unfall, aber dann hören wir, es wurde ein Bär gesehen. Schon sehen wir ihn auch. Ein grosser Schwarzbär am Strassenrand. Ulli steigt ab und macht sich mit der Kamera auf Verfolgungsjagd. Über Helmfunk kann ich hören was passiert.

Der Bär lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und geht auf die Strasse. Läuft dort an den Autos entlang und wechselt dann gemütlich auf die andere Seite. Die Fahrerin vor der er die Strasse wechselt, wird den Anblick wohl kaum vergessen.

Auf der Weiterfahrt werden wir von einer Familie angesprochen, ob wir aus Friedrichshafen sind. Sie kommen aus Tettnang und leben für 5 Jahre in Arizona. Stolz zeigt mir Micha das Nummernschild auf seinem Pickup. Vielleicht kommen wir noch nach Phoenix, dann besuchen wir Sie dort.

Weiter geht es Richtung Boiler River. Hier fliessen heisse Quellen in einen Fluss und man kann baden gehen. Wir stellen das Moped ab und kaum wollen wir losgehen, fängt es wieder in Strömen an zu regnen. Zum Glück verlege ich auch noch den Mopedschlüssel. Nach 10 Minuten Suche im Regen finden wir ihn zum Glück am Rahmen hängen. Wir haben die Nase voll und fahren zum nächsten Besichtigungspunkt, den Mammoth Hot Springs.
Die liegen im Norden kurz nach der Grenze zu Wyoming, wo sich der grösste Teil des Parks befindet.

Zurück am Campingplatz können wir unseren Aufenthalt um eine dritte Nacht verlängern 🙂 , müssen aber mit dem Zelt umziehen :-(. Glücklich sind wir darüber nicht und vertagen die Entscheidung auf den nächsten Tag.

Unsere Macbooks haben wir mit Necessaire und allem was riecht aus ‚be bear aware‘ im Seitenkoffer gelassen und stellen jetzt fest, dass der Koffer nicht mehr dicht ist. Alles ist patschnass, aber die Macs haben überlebt! Gut das sie in einer Neoprenhülle stecken.

Beim letzten Umfallen wurde der Koffer eingedrückt und hat jetzt einen kleinen Riss.
Hoffentlich krieg ich das irgendwo repariert. Die Nacht ist auch wieder frostig, 32 Grad Fahrenheit heisst 0 Grad Celsius. Wo ist nur der Sommer?

Tag 37 – Fahrt zum Yellowstone Park

Heute fahren wir es bis zum Yellowstone Park, sind ja nur 450 km.

Auf der Karte sehen wir eine kleine Abkürzung, die wir noch nehmen wollen. Das es in der Nacht geregnet hat, braucht man wohl nicht extra zu erwähnen.

Die Abkürzung ist wieder ein kleiner Pass, der über Schotter führt. Aber im Gegensatz zu gestern ist diesmal alles schlammig und rutschig vom Unwetter der letzten Nacht. Wir verlassen daher den Heldenmodus und fahren zurück auf die normale Strasse, da noch einiges an Kilometern vor uns liegt. An einem Rastplatz nach 2/3 der Strecke sehen wir schon die ersten Touristen, die im Bus das gleiche Ziel haben wie wir. Nach 390 km kommen wir in Gardiner an, einer kleinen Stadt am nördlichen Eingang des Parks.

Die Temperaturen sind mittlerweile auf 31 Grad angestiegen, sollten wir tatsächlich noch Sommer erleben? Am Parkeingang zeigen wir unseren Jahrespass für alle Parks der USA und erfahren, dass alle Campgrounds belegt sind.

Das hält uns jedoch nicht ab, es trotzdem zu versuchen. Wir haben Canyon Village in der Mitte des Parks auserkoren 🙂 . Es geht stetig bergan und die Temperaturen fallen wieder.
Ein Blick auf den Höhenmesser lässt uns dann doch erschrecken, wir sind schon auf über 2400 Meter. Nach 60 km sind wir im Canyon Village angekommen. An der Rezeption für die Campingplätze legt Ulli Ihren Hundeblick auf und wir bekommen einen Platz für 2 Nächte. Geplant sind eigentlich drei Übernachtungen, aber wir werden auf den nächsten Tag vertröstet, falls es irgendwelche Absagen gibt.

Auf ebenfalls 2400 Meter über Meeresspiegel schlagen wir unser Zelt auf. Kaum angefangen, fängt es schon an zu regnen. Von den 31 Grad sind jetzt nur noch ein paar wenige übrig geblieben. Der Regen schlägt in Hagel um aber zum Glück sind wir schon geübt und haben das Zelt schnell aufgeschlagen.

… aus Hagel wird wieder Regen und der hält sich die ganze Nacht.

Tag 36 – Lincoln

Berta hat doch etwas gelitten, denn der Hauptständer klappt nicht mehr von alleine ein.

Das lässt sich zwar mit einem Gurt beheben, bestärkt aber unseren Entschluss erst einmal auf der Strasse zu bleiben. Auf der Strasse heisst aber keine grossen Autobahnen sondern möglichst kleine schmale Strässchen. Auf der Karte finden wir eine nette kleine Verbindung Richtung Thompson Falls für die wir uns entscheiden.

Bildschirmfoto 2016-07-13 um 15.52.25

Kaum losgefahren hört auch schon der Asphalt auf und wir fahren schon wieder steil bergan auf Schotter. Zum Glück ist es trocken und der Weg, mehr ist es nicht, halbwegs in Ordnung. Nach einer Weile kommen wir an eine kleine Brücke auf der ein Pferd steht.

Bei genauerem hinsehen erweist sich das Pferd als Elch und versperrt uns den Weg.
Jetzt ganz schnell den Fotoapparat rausholen und den Motor an lassen, falls das Vieh uns Böses will. In aller Ruhe räumt es dann die Brücke und schlägt sich seitlich in die Büsche.

Weiter geht es bergan und auf einer Höhe von rund 1800 Meter erreichen wir die Landesgrenze nach Montana und auch den höchsten Punkt. Erstaunlicherweise ändert sich mit dem Staatenwechsel auch der Schotterbelag. Jetzt geht es recht steil runter, so dass ich zum Teil wieder im stehen fahren muss. Endlich kommen wir in Thompson Falls an und wollen uns eine kleine Pause und etwas zu Essen gönnen.

Ein kleiner Laden namens „little Bear“ gefällt uns spontan und wir halten an und gehen hinein. Im Laden erleben wir einen Zeitsprung von mindestens 30 Jahren in die Vergangenheit. Wir sind die einzigen Gäste und erkennen erst nach einer Weile eine Frau hinter einer Theke. Die ältere Dame hatte wohl Kehlkopfkrebs da sie nur mit Hilfe eines Summers, den sie sich an den Hals hält sprechen kann. Entsprechend schwierig ist die Verständigung. Wir bleiben mutig und fragen nach der Speisekarte. Sie bringt die Karte und sagt sie muss kurz mit ihrem Hund raus Gassi gehen. Kein Problem dann können wir in Ruhe schauen, was es alles gibt.

Als Sie wieder reinkommt, ist sie ganz aufgelöst und erklärt sie hat das Fleisch beim Metzger vergessen hat und bittet uns noch um etwas mehr Geduld. Wir haben Zeit und draussen fängt es zu nieseln an. Jetzt verstehe ich auch die Schilder im Laden, die darauf hinweisen, dass es hier Slowfood gibt und man etwas Geduld mitbringen soll. Endlich kommt Sie zurück und wir können bestellen. Sie zeigt uns noch auf der Karte, dass es bei Ihr keine Fries (Pommes)als Beilage gibt sondern Früchte.

Wir bestellen eine Suppe und ein Sandwich. Als die Suppe kommt, wissen wir auch das wir die richtige Wahl getroffen haben … alles super lecker und nur frische Zutaten. Nach der Suppe bekommen wir noch ein Becher selbst gemachtes Eis als Geschenk des Hauses. Mittlerweile hat sich das kleine Geschäft auch gefüllt und es herrscht rege Betriebsamkeit. Das Sandwich haben wir to go bestellt und bekommen ein riesiges Veggie Sandwich aus selbst gemachter Focaccia und einen grossen Teller Früchte. Wir unterhalten uns noch kurz mit der Chefin über unseren Trip und mit den Worten ,Have fun – this is an order!‘ werden wir ganz herzlich verabschiedet.

Bildschirmfoto 2016-07-13 um 16.06.13

Später finde ich im Internet einen Kommentar, der es treffender nicht ausdrücken könnte „Small place for seating and eating. The service is slow but the food is great. The ice cream is to die for………..You can make your own. Servings are large, so bring your appetite or a friend.“

Weiter geht es Richtung Yellowstone Park, den wir heute sicher nicht erreichen werden aber irgendwo unterwegs werden wir wohl ein nettes Plätzchen finden. Nach 350 km erreichen wir Lincoln, Montana und suchen nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Der kleine Ort ist erstaunlich voll mit Bikern und entsprechend sind auch alle Motels belegt.

Wir erfahren das an diesem Wochenende eine Biker Parade mit  Party startet und Biker aus nah und fern erwartet werden. Im letzten Motel finden wir das letzte Zimmer und sind froh das unser Timing noch gepasst hat. Direkt neben unserem Zimmer grasen in Ruhe zwei Rehe.

Da wir eine anstrengende Fahrt hinter uns haben, ruhen wir erst etwas aus bevor wir erkunden was so an Party läuft. Wir hatten vorher schon eine Stelle entdeckt, in der eine Liveband vor wenig Publikum gespielt hat. Da passt es gut noch etwas zu warten. Gegen 21:30h machen wir uns dann auf den Weg zur Band. Das Publikum hat immer noch nicht zugenommen, ist nur deutlich betrunkener geworden, die Ersten liegen schon am Boden. Für 20 Dollar kann man an einem Whisky Testing teilnehmen und das ganze Wochenende mehr oder weniger frei trinken. Das lassen sich einige nicht entgehen. Vor einem Motel nebenan sitzt ein Biker entspannt auf einem Sessel und vor ihm kniet eine Frau den Kopf tief gesenkt. (Kommentiere ich jetzt nicht weiter, da nicht jugendfrei).

Wir verlassen die Band und gehen noch in einen Saloon um uns ein Bier zu genehmigen.
Auch hier hat der Alkoholpegel schon ordentliche Höhen erreicht. Als auch noch für kurze Zeit der Strom in der ganzen Stadt ausfällt, beenden wir den Abend und gehen ins Motel zurück.

Tag 35 – Clark Fork nach Wallace 170 km offroad

Die Strecke am Vortag hat uns ehrlich gesagt schon etwas stutzig gemacht, da heute 170 km Backcountry Discouvery Routes anstehen. Am Abend habe ich noch etwas im ADVrider Forum recherchiert und gefragt, ob jemand der die Strecke kürzlich gefahren ist, weiss wie der Zustand ist.

Zwei haben sich gemeldet und geschrieben die Strecke wäre OK. Beide sind aber mit kleinen Maschinen ohne Beifahrer und wenig Gepäck gefahren. Zumindest ist die Strecke nicht nach 100 km gesperrt.

Wir kaufen noch etwas Proviant und treffen einen weiteren KTM Fahrer, der zum einen die gleiche Maschine hat wie wir und auch noch die gleiche Strecke fahren möchte.
David ist ein Australier, der schon seit 15 Jahren in Aspen Colorado lebt. Er hat sich zur Aufgabe gemacht alle bekannten Offroad Strecken der USA in einem Jahr zu befahren und dann ein Buch darüber zu schreiben. Er schaut etwas skeptisch als wir ihm sagen, dass wir den Track fahren wollen. Aber da er die letzten zwei Wochen alleine gefahren ist, freut er sich doch als ich vorschlage die Strecke zusammen zu fahren.

Vor allem ist David ein echter Bär. Gross und stark und somit die ideale Hilfe, wenn wir in einem Graben stecken bleiben sollten. Der Weg hat zwar einige Washouts, Schlaglöcher und tiefe Spurrillen durch starken Regen, ist aber insgesamt gut zu fahren. David ist doch erstaunt wie gut wir die Strecke meistern. Es geht vorwiegend durch den Wald, manchmal mit ordentlichen Anstiegen. Immer wieder kommen wir an tolle Aussichtspunkte an steilen Abhängen.

Nach ungefähr der Hälfte machen wir Rast an einem Ranger Stützpunkt, wo es einige komfortable Hütten zu mieten gibt. Natürlich kommen kurz nach dem wir an einer davon angehalten haben, die Mieter und schauen auch etwas mürrisch als sie sehen, dass wir Ihre Gartenstühle belegt haben. Wir schieben die Mopeds etwas zur Seite, um Ihnen Platz für die Zufahrt zu machen. Leider habe ich Berta nicht ganz so ordentlich auf den Seitenständer gestellt und die ganze Fuhre fällt um. Dabei erwischt sie auch noch Ulli, aber zum Glück ohne Verletzungen. Gemeinsam mit Davids Kräften steht das Moped auch gleich wieder und augenscheinlich ohne Schaden.

Weiter geht es durch den Wald zu unserem Tagesziel Wallace. Als wir endlich ankommen, bin ich doch etwas geschlaucht, da ich viele Passagen im Stehen fahren musste und nicht allen Schlaglöchern ausweichen konnte. Wir haben wir ein Motel bereits vorreserviert und nach einem gemeinsamen Abendessen mit David verabschieden wir uns noch und fallen dann erschöpft ins Bett.

Tag 34 – Backcountry Discovery Roads

Heute soll es off Road gehen. Die Backcountry Discovery Roads (BDR) sind Strecken, die über meist nicht asphaltierte Wege oder Trails quer durch das Hinterland führen.

Wir wollen in die Idaho BDR einsteigen und mal schauen wie es so funktioniert. Über die Schwierigkeiten der einzelnen Strecken gibt es keine genauen Aussagen, aber der Idaho Track soll eher einfach sein.

Unsere erste Strecke führt nach Clark Fork, nicht besonders weit von Sandpoint entfernt. Um den Einstieg zu erleichtern, fahren wir nur den Beginn der Route mit Gepäck und wollen dann später über die normale Strasse nach Clark Fork. Dort entladen wir und rollen den zweiten Teil dann ohne Gepäck von hinten auf.

Der erste Teil läuft wie erwartet sehr einfach, Schotterstrassen sind wir bereits hinreichend von Alaska gewohnt. Kaum sind wir in die BDR eingestiegen, kommen wir an einer riesigen Lama oder Alpaca Farm vorbei. Genau einsortieren können wir die Tierli nicht, auf jeden Fall sehen Sie sehr herzig aus (… megahärzig um genau zu sein Anmerkung Ulli ). Es geht nicht sehr lange und wir sind auch schon in Clark Fork angekommen.

Jetzt noch den anderen Teil, aber ohne Gepäck, wobei die Koffer und der Tankrucksack am Moped bleiben. Wieder auf Schotterstrassen geht es in den Wald, wo wir nach wenigen Kilometer ein Schild ‚Road closed’ sehen. So etwas hält aber echte Abenteurer kaum auf. Frohgemut geht’s weiter, die Strasse ist durch zwei grosse Betonblöcke blockiert, aber in der Mitte hat es noch einen schmalen Durchgang (extra für uns).

Weiter geht es und der Weg scheint immer noch normal, nur die Schlaglöcher haben etwas zugenommen. Plötzlich stehen wir vor einem riesigen Loch. Offensichtlich haben hier sehr schwere Unwetter 15m von der Strasse komplett weggespült. Wir halten an und betrachten die Sache genauer. Am Rand gibt es einen Bereich, den ich mit einer kleinen Enduro gut fahren könnte. Nicht lange und mein Entschluss steht fest, das muss auch mit der dicken Berta gehen. Ulli positioniert sich auf der anderen Seite um, falls es doch schiefgeht, zumindest ein paar Fotodokumentationen zu machen. Nicht ganz so elegant wie andere es machen würden, aber ich komme doch einigermaßen gut durch.

Jetzt ist die Strasse wieder uns und wir fahren weiter. Es geht problemlos 300 bis 400 Meter bis ein umgestürzter Baum die Fahrbahn blockiert. Auch hier finden wir eine Umfahrung, diesmal durch den Wald.

Die Weiterfahrt ist aber trotzdem sehr schwierig, der Weg besteht jetzt nur noch aus grossen Steinbrocken. Ulli steigt sicherheitshalber ab und ich prügele unsere Berta auch über dieses Hinderniss. Weiter geht es, aber nicht mehr weit. Diesmal kommt das endgültige Aus. Die Strasse ist wieder komplett weggerissen, aber diesmal so tief, dass ich auch mein Mountainbike tragen müsste. Selbst wenn wir dieses Hinderniss überwinden könnten, wird es sehr wahrscheinlich so weitergehen.

Also alles wieder zurück … prima! Und ich war schon erleichtert, dass ich das erste Hinderniss nur einmal fahren musste. Der Rückweg klappt ebenfalls ohne Stürze und den Weg über die letzte (vorher das erste) Challenge wird sogar von Ulli gefilmt. Alle die den Film sehen und meinen, das ist doch easy, sollen im Hinterkopf behalten, dass wir nur zu zweit sind und das Moped nach einem Sturz kaum aus dem Graben heraus bekommen würden. Aber es ging ja alles gut.

Zurück nach Clark Fork erkunden wir noch die nähere Umgebung und treffen an einem netten Platz am See ein Pärchen auf einer KTM 990 Adventure. Sie erzählen uns, das sie mit dem Wohnmobil unterwegs sind und neben der Adventure auch noch zwei Trial Motorräder auf dem Anhänger mit sich führen. So würden wir uns das auch gefallen lassen.

Tag 33 – Sandpoint

Weiter geht es Richtung Sandpoint. Unserem nächsten Ziel, wo wir in die Idaho Back Country Discovery Routes einsteigen wollen. Die Fahrt ist gleich schön wie zuvor und kurz vor Sandpoint überschreiten wir die Grenze nach Idaho.
Sandpoint ist ein bekanntes Skigebiet und hat sogar ein Schweitzer (Schreibweise à la Idaho) Mountain Ressort. Wir finden ein günstiges Hotel, Ullis Recherchen sind immer die Besten und haben sogar einen Whirlpool gegenüber von unserem Zimmer.

Tag 32 – Quer durch Washington

Obwohl Doug und Penny uns einladen auch noch den 4. Juli – den Independence Day – bei Ihnen zu verbringen, zieht es uns weiter. Wir waren froh, die Nacht in Ihrem tollen Haus verbringen zu können, aber möchten Ihnen nicht zu lange zur Last fallen. Ausserdem gibt es noch die Chance meinen Bruder in San Franzisco zu treffen. Nach einem leckeren Frühstück fahren wir weiter und reisen quer durch den Staat Washington.

Um ehrlich zu sein hatten wir überhaupt keine Ahnung von den nördlichen Staaten der USA. Herrliche Landschaften, Berge, Seen und Flüsse und sehr moderate Temperaturen. Wir fahren den ganzen Tag und landen in Omak einem verschlafenen Nest, mit Tankstelle und Safeway Supermarkt. Dort kaufen wir zwei grosse Steaks für nur 6 Dollar und es gibt sogar Alkohol im normalen Supermarkt zu kaufen. Jeder Staat hat hier seine eigenen Regeln.