Vor zwei Abenden haben wir Joe aus den USA getroffen, der auch mit der gleichen Maschine unterwegs ist wie wir. Er wollte auch Tupiza fahren, aber wegen des vielen Schlamms und seinen schlechten Reifen musste er wieder umgedrehen.
Es ist früh am morgen und es regnet noch ein wenig. Also perfekte Bedingungen für uns, um ebenfalls nach Tupiza aufzubrechen ;-).
Unser Problem ist, dass wir wieder zurück an den Titicacasee müssen, wenn diese Fahrt nicht machbar ist, um dann von Peru direkt nach Chile zu fahren. Das wäre ein riesiger Umweg …. Unser Plan ist es jedoch von Bolivien über Argentinien nach Peru zu kommen.
Unsere Vermieterin muntert uns auf, laut ihr soll es den ganzen Tag schönes Wetter geben und der Regen bald aufhören :-). Na denn …
Tatsächlich, kaum habe ich Berta zum Hotel gebracht, hört der Regen auf und die Sonne lässt sich blicken. Also brechen wir hoffnungsvoll auf und vertrauen auf unser Glück.
Die ersten 40 Kilometer sind sehr einfach, da die Strasse neu gemacht wurde. Dann kommt eine Baustelle und wir stossen auf den alten Teil, die alte nicht asphaltierte Strecke. Auch hier kann man noch gut fahren 🙂 … bis wir dann an einen Fluss kommen, der über die Strasse führt.
Noch dazu ist die Abfahrt recht schlammig, um überhaupt bis ans Wasser zu kommen.
Wir steigen ab und erkunden den Fluss zu Fuss. Die Furt, die darüber scheint nicht zu tief zu sein, also beschliessen wir die Herausforderung anzunehmen. Ulli wartet auf der anderen Seite um Erfolg oder Scheitern gebührend zu dokumentieren. Die Abfahrt bis zum Wasser mache ich noch recht vorsichtig, dann gibt es nur Gas und Hoffnung.
Es geht besser als gedacht, kurz vor dem anderen Ufer donnere ich zwar noch in eine tiefere Stelle, aber Masse schiebt und so komme ich heil durch und mit Schwung auch auf der anderen Seite hinauf.
Weiter geht es in Ungewisse. Die Strecke bleibt ohne Asphalt, dafür kommen immer wieder Passagen mit tiefem Schotter oder Sand und zum Teil leider auch fast ganz flüssigen Schlamm.
Aber wir schlagen uns gut. Oft fahren wir an Baustellen vorbei, wo die neue Strasse gebaut wird. In ein bis zwei Jahren sollen die Arbeiten hier beendet sein und nichts mehr an die Herausforderungen der Strecke von heute erinnern. Noch haben wir es aber nicht geschafft.
Für die, die den Weg nicht geschafft haben.
An einer Stelle werden wir schon auf den Untergrund der neuen Strasse geführt. Aber anstatt Asphalt ist der Belag eine 10 cm tiefe Schlammschicht. Mit unserem Gesamtgewicht von knapp 600 kg, eine echt harte Nummer. Eine Zeit lang geht es gut, aber nicht weit von ein paar Bauarbeitern entfernt, zieht es uns Berta unter dem Hinterteil weg und wir liegen im Dreck. Und das trotz Schritttempos oder vielleicht deswegen?
Die Bauarbeiter haben Ihren Spass, aber keiner bewegt sich uns zu helfen. Brauchen wir auch nicht, mit Moped hochwuchten haben wir ja schon ein wenig Erfahrung. Weiter geht es und zum Glück wandelt der Schlamm sich wieder in trockene Erde.
Auch die Landschaft ändert sich und wir sehen Berge in allen möglichen Farben und Formen. Wenn es nicht immer mal wieder Schlamm hätte, wär dies die absolute Traumstrasse.
Auf halber Strecke machen wir eine Pause und verzehren unsere mitgenommenen Sandwiches. Kaum sitzen wir am Strassenrand kommt uns ein Franzose auf seiner 1200er Tenere entgegen.
Wie üblich bei solchen Begegnungen in der Wildnis hält er an und wir unterhalten uns ein wenig. Leider spricht er kein Englisch so bleibt der kleinste gemeinsame Nenner, spanisch. Auch wenn ich immer noch kein Held der Sprache bin, können wir uns doch ganz gut verständigen.
Er kommt von Tupiza, unserem heutigen Ziel und weiss, dass die Strasse zwar kaum asphaltiert aber durchaus fahrbar ist.. Auch ein Blick auf sein Moped zeigt uns, dass er deutlich weniger Dreck hat wie wir, was uns hoffen lässt, dass der schlimmste Teil vorbei ist :-).
Tatsächlich ist es auch so. Wir finden sogar ein wenig Asphalt der Grossteil bleibt jedoch Schotterstrassen, aber nur noch mit sehr wenig Schlamm. Die Landschaft ändert sich noch weiter und erinnert zum Teil an den Wilden Westen der USA.
Das haben auch schon andere vor uns festgestellt, sind doch einige Western in Bolivien und nicht in den Staaten gedreht worden.
Nach 210 Kilometer und 7 Stunden Fahrt haben wir es dann geschafft und kommen in Tupiza an. Unsere Unterkunft heisst Butch Cassidy, wenn wundert’s bei dieser Gegend.
erschöpft, dreckig aber heil angekommen 🙂