Heute geht es nach New Mexico. Erstaunlicherweise bleiben wir recht lange auf über 2000 Metern, was auch die Temperaturen erträglich hält. Mittlerweile fahren wir immer mit Camelback um genügend Flüssigkeit zu uns zu nehmen und um auch noch etwas Rückenkühlung zu bekommen (zumindest einer von uns ;-). Wir fahren abseits der Highways durch Navajo Land.
Nach einem Pizzastop im Indianerreservat kommen wir dann in Gallup an, einer mittelgrossen Stadt in New Mexico.
Am Abend gibt es noch ein leckeres Steak und schon ist der Tag vorbei.
Heute geht es zum Grand Canyon und wir leisten uns etwas Luxus. Wir mieten eine Auto für 35 Dollar und fahren gemütlich ohne unsere ganzen Klamotten zum Canyon.
Der Mietwagen-Verleiher am Flughafen rät uns den nördlichen Eingang zu nutzen, da die meisten Besucher von der anderen Seite im Süden kommen. Diesen Rat nehmen wir gerne an und tatsächlich es herrscht kaum Verkehr auf der Historic Route 66. Das Beste, ich muss nicht fahren, sondern Ulli hat den Chauffeur-Job übernommen :-).
Nach ca. 1,5 Stunden erreichen wir den Grand Canyon genauer gesagt das South Rim.
Wir haben ja jetzt schon einige Canyons gesehen, aber dieser hier ist wirklich riesig. Wir halten immer wieder an und bestaunen die Landschaft. Auch der Eintritt in den National Park verläuft schnell und einfach und als Besitzer eines Annual Pass natürlich auch ohne zusätzliche Kosten. Wir hatten eigentlich geplant auf einem der Trails ganz nach unten zu laufen, aber leider ist der Tag schon fortgeschritten und wir laufen „nur“ am Rand der Schlucht entlang. Bilder sprechen hier deutlich mehr als Worte.
Am späten Nachmittag geht es wieder zurück nach Flagstaff, wo wir den Tag ausklingen lassen.
Die Ruhezeit hat ein Ende und wir hatten jetzt genügend Hitze. Also machen wir uns auf den Weg nach Flagstaff/ Arizona um den konstanten 47 – 49 Grad zu entfliehen. Flagstaff liegt zudem nicht weit entfernt vom Grand Canyon, der natürlich auch auf dem Programm steht.
Wir stehen extra früh auf um nicht in die Mittagshitze zu kommen. Kurz vor dem Aufbruch stellen wir allerdings fest, dass mein kleines Garmin Navi fehlt. Also noch mal alles checken, aber das Teili bleibt verschwunden. Das letzte mal hatten wir es auf dem Weg nach Las Vegas benutzt, also bleibt zum Suchen nur das erste Motel in dem wir waren.
Es ist ja noch früh, so kommen wir ganz gut durch die Stadt. Auf die Frage im Motel bekommen wir allerdings nur ein Schulterzucken. Es gibt zwar einen Tresor, in dem wertvolle Fundsachen aufbewahrt werden, aber den Schlüssel hat nur der Manager und der ist nicht da. Ok dann fahren wir also ohne los. Die Chance ist sowieso eher gering, dass es gefunden und abgegeben wurde. Vielleicht steckt es ja noch in einer anderen Tasche … Wir hatten das kleine Navi extra als Ersatz falls das Grosse ausfällt und zum Wandern damit wir uns nicht verlaufen. Es sind aber auch alle Karten von Südamerika darauf gespeichert :-(.
Aber jetzt geht es erst einmal nach Arizona, im Motel wollen wir später noch anrufen.
Kurz nach Las Vegas kommt der Hoover Damm,. Eigentlich ein Touristen-Pflichtpunkt und wir wollen ihn natürlich auch anschauen … aber irgendwie haben wir die Abzweigung verpasst. Irgendwie ist das nicht ganz unser Tag :-).
Also weiter auf der Interstate in Richtung Flagstaff. So langsam steigt die Höhenanzeige und wir sind bald wieder über 2000 Meter. Das schlägt sich zum Glück auch auf die Temperaturen nieder, die deutlich angenehmer werden … wir haben nur noch gemütliche 34 Grad.
Las Vegas Richtung Flagstaff
Wir machen Rast in Williams, einem Touristenort der von vielen als Eingang zum Grand Canyon genutzt wird. Beim Tanken zahlen wir 3,5 $ pro Gallone, das ist ein Dollar mehr als üblich. Unglaublich … Angebot und Nachfrage. Williams ist auf Western-Stadt für Touristen getrimmt und wir sind froh Flagstaff als Ziel auserkoren zu haben. Ausserdem waren die Zimmerpreise in Flagstaff deutlich günstiger als in Williams. Noch einmal knapp 50 km und wir haben es geschafft und sind in Flagstaff.
Als erstes packen wir unser gesamtes Gepäck aus, um nach dem Navi zu suchen. Wie zu erwarten finden wir es in der allerletzten Tasche versteckt, zusammen mit meinem Geldbeutel, den ich zur Zeit nicht benutze, da zu gross er ist.
Gegenüber vom Motel ist gleich ein Supermarkt mit ein paar Geschäften und einem indischen Restaurant, das wir gerne ausprobieren. Das Essen war echt super und kam dem Essen in Indien extrem nahe. Erstaunlich wie viele echt authentische Restaurants wir schon auf unserer Reise gefunden haben.
Ursprünglich wollten wir zuerst zum Grand Canyon und dann nach Las Vegas und hatten entsprechend schon eine günstiges Motel für 120 Dollar für 3 Nächte gebucht.
Allerdings hatten wir übersehen, dass wir auf der falschen Seite des Canyons waren. Das hätte bedeutet, über 400 km fahren zu müssen und auch zuerst an Las Vegas vorbeizukommen. Also Plan nochmal geändert und 3 Nächte vorher auch ein Motel gebucht.
In Zion war es schon recht warm geworden, 37/38 Grad. Las Vegas ist aber nochmal eine komplett andere Nummer. Als wir in der Stadt ankommen, zeigt die Temperaturanzeige des Mopeds 46 Grad an. Das Motel ist einfach aber gut und hat neben einem Aufzug auch einen Automaten, an dem man kostenlos Eis für die Kühltasche bekommt.
Wir sind etwas abseits vom Strip, Richtung Downtown untergebracht. Das ist der Bereich mit all den kleinen Wedding Chapels und nein, wir haben nicht geheiratet.
Gleich bei der Ankunft sehen einen DeLorean zusammen mit Doc Emett L. Brown, die für eine Hochzeit gebucht waren. Das wir etwas vom Strip weg sind, erweist sich als echter Glücksgriff. Es gibt viele tolle günstige Restaurants mit authentischem Essen.
So waren wir Thailändisch, Mexikanisch, Kubanisch, Chinesisch und auch Mazedonisch essen. Bei dem Chinesen gab es wirklich das gleiche wie auch in China, gegrillte Hühnerfüsse und ähnliches, aber auch fantastische Dim Sum.
In Las Vegas gibt es auch einen grossen KTM Händler und wir lassen die fällige Inspektion machen und neue Reifen montieren. Der Service war leider nicht so besonders. Ich bat extra die Bremsflüssigkeit zu wechseln, was aber vergessen wurde. Auf Nachfrage sagte man uns zuerst, es wäre gemacht worden. Nach einer Ulli-Intervention, wurde dies aber sofort nachgeholt … auf Kosten des Hauses.
Auf der Fahrt zum Händler sind wir noch cool ohne Helm gefahren und fast vor Hitze gestorben … abgesehen davon ist in Nevada Helmpflicht. Ich habe mir noch ein Tuch für den Kopf gekauft, dass mich dann mit Wasser getränkt vor einem Hitzschlag bewahrt hat.
Mittlerweile war unser Rekord 49 Grad Celsius. Danach waren wir nur noch mit Helm unterwegs.
Helmersatz
Wer fährt heute noch Taxi.
Auf den Strip sind wir natürlich auch gegangen. Da Berta diesmal zu Hause bleiben sollte, haben wir Uber ausprobiert. Uber ist echt genial 🙂 Man lädt sich eine App aufs Handy und ruft darüber ein Fahrzeug zum gewünschten Ort. Beim Aufrufen gibt man das Ziel mit ein und bekommt einen ungefähren Preis genannt. Sowie ein Fahrer den Request annimmt, sieht man welches Auto kommt, mit welchem Kennzeichen und einem Bild vom Fahrer. Bezahlt wird über die App und das ganze kostet weniger als die Hälfte einer Taxifahrt. Auf dem Handy sieht man auch jederzeit wo das Fahrzeug gerade ist und wie lange die Wartezeit dauert. Mehr als 5 bis 10 Minuten geht es fast nie.
Die Fahrer sind durchwegs Privatleute, die sich etwas Geld dazu verdienen wollen und alle die wir gefragt haben, finden den Service echt toll. Nach der Fahrt kann man den Fahrer, Fahrzeug usw. auch noch bewerten.
Schade, dass man bei uns noch nicht so weit ist.
Lock out
Am zweiten Abend gehe ich noch kurz auf den Balkon, um trotz Hitze noch eine Zigarette zu rauchen. Kurz darauf kommt Ulli auch noch raus, mit der Zahnbürste im Mund. Ich sage noch ‚mach die Tür zu‘ damit das Zimmer nicht so warm wird, was sie auch brav macht.
Als Ulli wieder rein will, geht die Tür nicht mehr auf. Mist, das gibt es doch gar nicht! Ich rüttle und schüttle, die Tür bleibt fest verschlossen. Im zweiten Stock kann man auch leider nicht runterklettern. Da das Zimmer zur Seite rausgeht, sind unten keine Leute zu sehen. Beide sind wir schon im Pyjama und natürlich haben wir auch kein Handy dabei.
Endlich sehe ich jemanden und rufe um Hilfe. Kurz die Situation erklärt mit der Bitte an die Rezeption zu gehen, um nach Hilfe zu fragen. 15 Minuten später sehen wir jemanden vom Hotel unter dem Balkon auftauchen. Er sagt er, kann die Tür nicht öffnen, da sie von Ihnen nochmal extra verriegelt wurde … das wissen wir 😉
Jetzt müssen wir auf jemanden von der Maintenance warten. Alles in allem ging es knapp 50 Minuten bis jemand die Tür mit Gewalt aufgebrochen hat um uns zu befreien.
Ich habe danach nochmal geschaut, wie die Balkontür einrasten konnte und habe es nicht hingebracht. Das war wohl der Ulli-Faktor, der hier zugeschlagen hat.
Am Morgen müssen wir mal wieder mit unserem Zelt umziehen. Es geht quer über den ganzen Campingplatz, aber dafür in den besten Schatten.
Wir wollen heute durch die Narrows laufen und das bedeutet durchweg im Wasser gehen. Nach dem Frühstück gehen wir daher in den Adventure Laden auf der anderen Strassenseite um Unterwasser-Hikingschuhe auszuleihen … was es nicht alles gibt.
Dort angekommen schauen wir erst einen Film über alle Gefahren an, die auf uns lauern werden. Die Narrows sind grundsätzlich Schluchten, durch die Wasser läuft. Darin geht man gegen die Strömung den Flusslauf hoch. Das Problem liegt darin, dass es einige Meilen weiter oberhalb regnen kann und dadurch eine Flutwelle entsteht, die dann durch die Schlucht donnert. Solange die Schlucht breit ist, gibt es Problem. Aber wie der Name schon sagt, wird das Teil ziemlich eng und an einer Stelle, die sich die Wallstreet nennt, gibt es keine Möglichkeit mehr zu entkommen.
Auf die Frage wie den die Aussichten für heute sind, sagt der Typ vom Adventureladen, er würde es heute nicht durch die enge Stelle wagen, da die Möglichkeit für ein Gewitter besteht. Prima … aber da wir keine Weicheier sind, gehen wir trotzdem.
Wie erwartet sind wir auch nicht die einzigen, sondern bestimmt einige hundert Leute, die den gleichen Plan haben. Die ersten 1 ½ Kilometer laufen wir auf einem normalen Weg, dann geht es in den Fluss.
Nebst den Schuhen haben wir auch noch einen Wanderstock bekommen, den ich eigentlich gar nicht haben wollte. Am Anfang des Flusswegs, sehen wir auch viele, die mit Flipflops oder Turnschuhen gehen. Wir sind aber froh um unsere Schuhe, da diese auch einen wunderbaren Schutz für die Zehen bieten. Entsprechend schnell können wir gegenüber den FlipFlop Trägern gehen. Auch der Stock erweisst sich als sehr wertvoll, da die Strömung manchmal ziemlich stark ist, so das ein drittes Bein sehr hilfreich ist.
Kurz vor der Wallstreet machen wir dann noch eine kleine Pause mit unseren mitgebrachten Sandwiches und durchqueren die heikle Stelle dann ohne Probleme. Etwas später hören wir jedoch ein Donnern und nach kurzer Diskussion lassen wir die Vernunft siegen und machen uns auf den Rückweg. Es ist zwar keine Flut gekommen, aber wir wären zumindest gerüstet gewesen. Alles zusammen sind wir bestimmt 15 km gelaufen, gegen die Strömung und zum teil fast Brusttief im Wasser haben wir am Abend deutlich gemerkt, was man gemacht hat.
Vom Bryce Canyon geht es weiter zum nächsten Ziel dem Zion National Park.
Von Bryce zum Zion NP
Hierauf freue ich mich besonders, da ich vor 10 Jahren schon mal da war und es einen super tollen Weg mit anschliessender Kletterpartie gibt.
Die heutige Tagesetappe beträgt nur 135 km und entsprechend früh sind wir im Park. Kurz vor Springdale sehen wir eine deutsche Bäckerei und kaufen uns ein echtes Roggenbrot.
Im Zion angekommen sind leider alle Campingplätze schon belegt, aber mit Glück und gutem Zureden bekommen wir zumindest für eine Nacht einen Platz in einem Campground am Rande des Parks. Es ist noch Nachmittag und wir haben Zeit heute noch eine Wanderung zu machen. Wir fragen wieder im Visitor Center nach und erfahren, dass man den Trail in insgesamt 4 Stunden schaffen kann. Also fahren wir mit einem Shuttle Bus bis zur Station Grotto, dem Startpunkt für Angels Landing. An allen Stationen gibt es ausreichend Wasser, so das wir uns gut mit Flüssigkeit eindecken können.
Der Trail beginnt mit einem Wanderweg, der langsam immer steiler wird. Am Ende geht es in engen Serpentinen nach oben zu einem Aussichtspunkt. Hier ist für die meisten Wanderer Schluss, aber nicht für uns.
Um auf den Gipfel zu gelangen, muss man jetzt auf einem Klettersteig weiter gehen. Wer hier nicht höhensicher ist, hat schon verloren.
Wir klettern an einem Grad entlang der oft nur 1,50 m breit ist und links und rechts geht es 300 Meter senkrecht nach unten. Zum Glück ist meistens eine Kette vorhanden an der man sich festhalten kann, der Ausblick ist atemberaubend. Ulli ist echt tapfer, auch wenn sie an manchen Stellen schlucken muss. Ein Schild am Anfang des Steigs weißt darauf hin, dass in den letzten Jahren 6 Personen tödlich abgestürzt sind.
Da es schon später am Nachmittag ist, haben wir auch das Glück weit gehend im Schatten zu laufen. Knifflig wird es auch, wenn andere „Bergsteiger“ uns entgegen kommen. Hier muss man sehr vorsichtig sein, um nicht einen falschen Schritt zu machen. Nach insgesamt 2 Stunden sind wir dann oben. Es hat ein sehr kleines Plateau auf dem man die Aussicht geniessen kann. Erstaunlicherweise hat es hier oben etliche Ground Squirrels, denen die steilen Abhänge nichts ausmachen. Nach ausgiebiger Rast geht es wieder nach unten. Allerdings ist der Abstieg zum Teil noch schwieriger wie der Aufstieg.
Durch diese Zeilen, wisst Ihr das wir auch den Weg nach unten ohne Unglück überstanden haben. Im Tal angekommen kühlen wir uns in einem Bach die Füsse und fahren zurück zu unserem Zelt. Mittlerweile ist es spät und wir haben Glück in einem Restaurant als letzte Gäste noch eine tolles Abendessen und ein verdientes Bier zu geniessen.
Die Nacht im Zelt war angenehm, trotz 2000 Meter Höhe waren die Temperaturen sehr Camping freundlich. Auch unser Zeltnachbar hat sich irgendwann beruhigt nachdem er mindestens 20 mal die Tür von seinem Auto auf und zu gemacht hat. Das Pärchen war wohl frisch zusammen und das Mädel hatte wohl definitiv andere Vorstellung vom Camping.
Im Visitor Center des Parks werden wir diesmal für unsre Wandertour nicht so nett beraten, wie wir es sonst kennen. Macht aber nix … wir entscheiden uns für den Navajo Trail, der die spektakulärsten Teile des Canyons zeigt. Leider sind wir nicht alleine und werden von vielen anderen Besuchern begleitet. Der Bryce Canyon ist wunderschön, aber mehr als einen Tag braucht man hier nicht unbedingt zu bleiben.
Wir wählen mal wieder nicht den direkten Weg sondern machen einen Umweg über die Berge. Die Strasse ist schmal, kurvig und schlängelt sich immer weiter nach oben. Wer hätte das gedacht. Bis auf fast 3000 Meter geht es hoch und wir haben wieder einmal tolle Aussichten. Irgendwo in den Bergen treffen wir auf einen deutschen Radler, der von San Francisco Richtung Denver unterwegs ist. Er ist erstaunt, dass ich ihn sofort auf deutsch anspreche, aber welcher Amerikaner hat schon Packtaschen von Vaude.
Weiter geht es Richtung Capitol Reef, einen weiteren Nationalpark, den wir aber nur streifen.
Ein Stopp zum Mittagessen wird schwieriger als gedacht. Es ist Sonntag und die meisten Restaurants im ländlichen Utah,sofern es überhaupt welche hat, haben geschlossen. Schlussendlich finden wir aber ein schönes Cafe mit tollem Essen und grandiosen Blick auf das Reef.
Nach 400 km und unzähligen Kurven haben wir es geschafft und sind am Eingang des Bryce Canyon. Zum Glück finden wir einen Campground mit guter Infrastruktur und einem halbwegs schattigen Platz für unser Zelt.
Alles wird hier beherrscht von Ruby’s Inn, einem Hotel mit Restaurants, Campingplatz und etlichen Souvenirgeschäften. Ich war vor 10 Jahren schon einmal hier, aber alles hat sich mindestens noch einmal verdoppelt.