Archiv der Kategorie: Kolumbien

Tag 149 – Taxi Terroristen

Wir verbringen noch einen weiteren Tag in der Hauptstadt Bogota bevor wir uns aufmachen um das Land zu erkunden. Als erstes benötigen wir eine Versicherung für Berta. Zum Glück haben wir gestern beim Zoll gefragt und die Adresse einer Agentur bekommen, wo wir die kaufen können.

Mit dem handgezeichneten Plan des hilfsbereiten Zollbeamten finden wir das Büro in einem grossen Geschäftshaus, ähnlich einer Mall. Alles ist mit einem Zaun umgeben und streng bewacht. Beim dritten Eingang dürfen wir endlich auf das Areal fahren, vorher hat man uns immer weitergeschickt mit dem Hinweis, das dies nur ein Auto-Eingang ist. Schliesslich haben wir es zu dem separat bewachten Mopedparkplatz geschafft. Er ist sogar so sicher, dass Ulli absteigen muss um am Eingang auf mich zu warten.

In dem riesigen Gebäude werden wir gleich von einer Security-Dame abgefangen und nach unserem Ziel befragt. Die Versicherung kennt sie und führt uns sogar bis zu dem entsprechenden Büro. Dort geht es recht einfach, wir müssen allerdings noch eine Stunde warten bis alle Dokumente fertig sind. Wir bezahlen 40 Dollar und haben für 3 Monate die obligatorische Deckung, kürzer war nicht möglich.

Wir kommen im Hotel gerade noch rechtzeitig vor den ersten Regentropfen an :-). Der Verkehr in Bogota ist ähnlich wie in Central Amerika, dicht gedrängt und hektisch. Auffällig sind die vielen Mopedfahrer, die sich durch alle Lücken im Verkehr winden.

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Manche sind sogar schwer bewaffnet.

Leider können wir nicht immer mithalten, da unsere Koffer zu breit sind. Es hat ausserdem viele, viele Taxis, meist in der Grösse eines Fiat Pandas. Die Taxifahrer sind grossteils recht aggressiv in Ihrer Fahrweise und drängeln sich rein, wo immer es geht (oder auch nicht). Andererseits ist das die einzige Möglichkeit halbwegs zügig an das Ziel zu kommen.

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Am Nachmittag wollen wir noch in die Altstadt, die allerdings 16 km von uns entfernt ist. Daher und auch wegen des beginnenden Regens fahren wir mit dem Auto und nehmen mal wieder Uber in Anspruch. Der Fahrer ist relaxed und nach knapp 40 Minuten sind wir am Ziel. La Candelaria ist sehr schön, vor allem sind einige Strasse in Fussgängerzonen umgewandelt worden. Es gibt Strassenmusiker, Gaukler und manche Geschäfte sind schon im Weihnachtsmodus.

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Beim herumschlendern sehen wir viele mobile Vermieter von Telefonen. Eine Minute kostet 100 Kolumbianische Pesos ungefähr 3 Cent. Wer Telefonieren will, bekommt eine altes Mobiltelefon ausgehändigt, das mit einer Kette gegen Diebstahl gesichert ist.

Die Polizei ist ebenfalls sehr stark präsent und vertreibt auch immer wieder fliegende Händler, die Sonnenbrillen, Socken und allen möglichen Krimskrams anbieten.

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Heute sind aber eher Regenschirme gefragt. Es dauert nicht lange und wir stehen mal wieder im Regen, zum Glück mit Schirm den uns unsere Receptionisten noch in die Hand gedrückt hat.

Aber wir sind ja spontan und lechzen ausserdem nach Koffein 🙂 In einem alten Cafe gibt es leckere Stückchen und Kaffee um den Regen etwas auszusitzen. Zurück auf der Strasse schüttet es leider nach kurzer Pause wieder. Da keine Änderung in Sicht ist, suchen wir uns ein Taxi um wieder zurück ins Hotel zu kommen. Die gleiche Idee haben leider viele, so ist es recht schwierig ein Taxi zum anhalten zu bewegen. An einer roten Ampel finden wir dann zum Glück einen der kleinen gelben Wagen, der noch nicht besetzt ist. Der Fahrer ist nett, aber auch einer der Taxiterroristen, die wir schon vom Moped beobachtet haben. Als ginge es um Leben oder Tod macht er alles ohne Rücksicht auf andere, um uns schnell zum Ziel zu bringen. Einige Male sehen wir uns schon in einen Crash verwickelt, aber der junge Formel 1 Pilot in spe hat die Sache im Griff. So bringt er uns trotz abendlichen Berufsverkehrs heil und schnell in unser Hotel. Ich lobe ihn noch für seinen verwegenen Fahrstil und schon ist er wieder im Getümmel verschwunden auf der Jagd zum nächsten Kunden.

 

Tag 148 – Rampensau

Der Tag ist gekommen 🙂 nach rund 22.000 km verlassen wir Panama und damit endgültig auch Nordamerika.

Mit einem Hoteltaxi fahren wir zum Flughafen. Der Check-In unserer Discount Airline mit eigenem Mini-Flughafen und das damit verbundene Prozedere geht ganz einfach und freundlich trotz anders lautender Informationen von Google. Der Flug hat etwas Verspätung, was nicht unerwartet ist, nur der stark klimatisierte Wartesaal ist etwas gar frostig. Sogar Gerhard friert!!! Ullilein sitzt schon mit Strickjackerl und Daunenjacke wie  im Iglu. Nach 2 Stunden landen wir erfolgreich in Bogota.

Am Flughafen müssen wir uns noch von einem Drogenhund beschnüffeln lassen während wir von einem Polizisten über Sinn und Zweck unseres Aufenthalts befragt werden. Dann sind wir auch schon draussen und somit auch endgültig in Kolumbien. Jetzt gilt es nur noch Berta zu finden.

Zum Glück ist der Frachtterminal nicht weit und nach einigen Fragen finden wir auch das richtige DHL Office. Dort bekommen wir unsere Frachtpapiere gestempelt und müssen nochmal 56 Dollar Rangier- und Admingebühren bezahlen. Danach müssen wir zum Zoll um die Einreise unseres Mopeds anzumelden. Auch das ist nicht weit und schon ein paar unschuldige, fragende Blicke später sitzen wir vor dem Schreibtisch des richtigen Beamten.

Der obwohl schon älter hat das wohl noch nicht so oft gemacht, aber mit Hilfe seines Kollegen haben wir es nach einer Stunde geschafft. Mit den finalen Dokumenten tappern wir zurück ins DHL Büro. Noch ein paar Stempel auf ein weiteres Zettelchen und dann dürfen wir mit einer Sicherheitsweste gekennzeichnet zum Moped.

Berta ist noch komplett verpackt und das gesamte Paket wiegt zwar ein Kilo weniger aber alles scheint vollständig. Die Jungs vom Frachtteam helfen uns beim Auspacken …. jupiduu – alles ist noch in Ordnung. Leider haben unsere Helme etwas gelitten, da wir sie unter dem Moped platziert haben. Mit Hilfe des Bordwerkzeuges kommen Spiegel und Scheibe wieder an ihren Platz und auch die Batterie wird angeschlossen.

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Jetzt sind wir fast fertig. Es kommen natürlich die üblichen Fragen, wo geht es hin, wie gross ist der Motor und so weiter. Die letzte Hürde ist noch das Gebäude zu verlassen. Der Frachtraum ist knapp 1,50 Meter über dem Boden damit die LKWs beladen werden können. Also wird eine Rampe gebaut über die ich abfahren soll. Die Rampe ist zwar steil und schmal aber für einen echten Offroad-Crack kein Hindernis. Ulli wartet schon unten um die Abfahrt zu dokumentieren.

Leider habe ich ein kleines Detail vergessen. Die Federung ist immer noch auf die leichteste Stufe eingestellt und kaum bin ich auf der Rampe fängt das voll beladene Moped auch schon an zu schwanken und zieht mich nach rechts von der Rampe runter. Ein allgemeiner Aufschrei geht durch die beobachtenden Frachtarbeiter und ich komme mit dem Vorderrad von der Rampe ab und krache einen halben Meter direkt nach unten. Zum Glück habe ich keine Zeit um irgendwie zu reagieren und so schaffe ich es wider erwarten ohne Absturz.

Das war so richtig knapp. Ich hätte mir und Berta zwischen den Rampen locker alle Knochen brechen können. Das mit der Federung ist mir dann später auf Ullis Nebenbei-Frage eingefallen ‚Gell, die Federung hast du wieder zurück gestellt oder?‘. Nix passiert, Glück gehabt 🙂 … muss auch sein.

Unser Hotel ist nicht weit vom Flughafen und so schaffen wir es recht zügig durch den dichten Abendverkehr dort anzukommen. Im Hotel stellt sich dann die Parkplatzfrage. Die Hotelparkplätze sind normale Parkplätze an der Strasse. So fragen wir ,ob wir Berta nicht direkt vor dem Hotel abstellen können. Der Chef des kleinen Hotels reagiert sehr souverän und macht die Eingangstür ganz auf und schon schieben wir Berta zu ihren Schlafplatz gleich neben der Rezeption.

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Das ist natürlich perfekt und wir können uns beruhigt in unserem Zimmer einrichten. Es ist Abend und kalt, aber es regnet nicht!! Viva Colombia 🙂