Tag 36 – Lincoln

Berta hat doch etwas gelitten, denn der Hauptständer klappt nicht mehr von alleine ein.

Das lässt sich zwar mit einem Gurt beheben, bestärkt aber unseren Entschluss erst einmal auf der Strasse zu bleiben. Auf der Strasse heisst aber keine grossen Autobahnen sondern möglichst kleine schmale Strässchen. Auf der Karte finden wir eine nette kleine Verbindung Richtung Thompson Falls für die wir uns entscheiden.

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Kaum losgefahren hört auch schon der Asphalt auf und wir fahren schon wieder steil bergan auf Schotter. Zum Glück ist es trocken und der Weg, mehr ist es nicht, halbwegs in Ordnung. Nach einer Weile kommen wir an eine kleine Brücke auf der ein Pferd steht.

Bei genauerem hinsehen erweist sich das Pferd als Elch und versperrt uns den Weg.
Jetzt ganz schnell den Fotoapparat rausholen und den Motor an lassen, falls das Vieh uns Böses will. In aller Ruhe räumt es dann die Brücke und schlägt sich seitlich in die Büsche.

Weiter geht es bergan und auf einer Höhe von rund 1800 Meter erreichen wir die Landesgrenze nach Montana und auch den höchsten Punkt. Erstaunlicherweise ändert sich mit dem Staatenwechsel auch der Schotterbelag. Jetzt geht es recht steil runter, so dass ich zum Teil wieder im stehen fahren muss. Endlich kommen wir in Thompson Falls an und wollen uns eine kleine Pause und etwas zu Essen gönnen.

Ein kleiner Laden namens „little Bear“ gefällt uns spontan und wir halten an und gehen hinein. Im Laden erleben wir einen Zeitsprung von mindestens 30 Jahren in die Vergangenheit. Wir sind die einzigen Gäste und erkennen erst nach einer Weile eine Frau hinter einer Theke. Die ältere Dame hatte wohl Kehlkopfkrebs da sie nur mit Hilfe eines Summers, den sie sich an den Hals hält sprechen kann. Entsprechend schwierig ist die Verständigung. Wir bleiben mutig und fragen nach der Speisekarte. Sie bringt die Karte und sagt sie muss kurz mit ihrem Hund raus Gassi gehen. Kein Problem dann können wir in Ruhe schauen, was es alles gibt.

Als Sie wieder reinkommt, ist sie ganz aufgelöst und erklärt sie hat das Fleisch beim Metzger vergessen hat und bittet uns noch um etwas mehr Geduld. Wir haben Zeit und draussen fängt es zu nieseln an. Jetzt verstehe ich auch die Schilder im Laden, die darauf hinweisen, dass es hier Slowfood gibt und man etwas Geduld mitbringen soll. Endlich kommt Sie zurück und wir können bestellen. Sie zeigt uns noch auf der Karte, dass es bei Ihr keine Fries (Pommes)als Beilage gibt sondern Früchte.

Wir bestellen eine Suppe und ein Sandwich. Als die Suppe kommt, wissen wir auch das wir die richtige Wahl getroffen haben … alles super lecker und nur frische Zutaten. Nach der Suppe bekommen wir noch ein Becher selbst gemachtes Eis als Geschenk des Hauses. Mittlerweile hat sich das kleine Geschäft auch gefüllt und es herrscht rege Betriebsamkeit. Das Sandwich haben wir to go bestellt und bekommen ein riesiges Veggie Sandwich aus selbst gemachter Focaccia und einen grossen Teller Früchte. Wir unterhalten uns noch kurz mit der Chefin über unseren Trip und mit den Worten ,Have fun – this is an order!‘ werden wir ganz herzlich verabschiedet.

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Später finde ich im Internet einen Kommentar, der es treffender nicht ausdrücken könnte „Small place for seating and eating. The service is slow but the food is great. The ice cream is to die for………..You can make your own. Servings are large, so bring your appetite or a friend.“

Weiter geht es Richtung Yellowstone Park, den wir heute sicher nicht erreichen werden aber irgendwo unterwegs werden wir wohl ein nettes Plätzchen finden. Nach 350 km erreichen wir Lincoln, Montana und suchen nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Der kleine Ort ist erstaunlich voll mit Bikern und entsprechend sind auch alle Motels belegt.

Wir erfahren das an diesem Wochenende eine Biker Parade mit  Party startet und Biker aus nah und fern erwartet werden. Im letzten Motel finden wir das letzte Zimmer und sind froh das unser Timing noch gepasst hat. Direkt neben unserem Zimmer grasen in Ruhe zwei Rehe.

Da wir eine anstrengende Fahrt hinter uns haben, ruhen wir erst etwas aus bevor wir erkunden was so an Party läuft. Wir hatten vorher schon eine Stelle entdeckt, in der eine Liveband vor wenig Publikum gespielt hat. Da passt es gut noch etwas zu warten. Gegen 21:30h machen wir uns dann auf den Weg zur Band. Das Publikum hat immer noch nicht zugenommen, ist nur deutlich betrunkener geworden, die Ersten liegen schon am Boden. Für 20 Dollar kann man an einem Whisky Testing teilnehmen und das ganze Wochenende mehr oder weniger frei trinken. Das lassen sich einige nicht entgehen. Vor einem Motel nebenan sitzt ein Biker entspannt auf einem Sessel und vor ihm kniet eine Frau den Kopf tief gesenkt. (Kommentiere ich jetzt nicht weiter, da nicht jugendfrei).

Wir verlassen die Band und gehen noch in einen Saloon um uns ein Bier zu genehmigen.
Auch hier hat der Alkoholpegel schon ordentliche Höhen erreicht. Als auch noch für kurze Zeit der Strom in der ganzen Stadt ausfällt, beenden wir den Abend und gehen ins Motel zurück.

2 Gedanken zu „Tag 36 – Lincoln

  1. Hoi ihr Beiden
    Das tönt ziemlich abenteuerlich; ihr seit ja richtig in der Wildnis 😉
    Ich glaube zu sehen, dass ihr richtig Spass habt.
    Weiterhin alles Gute; geniesst die Zeit!
    Liebe Grüsse

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