Tag 212 – Gestrandet in Imata

Nach einigen Tagen ohne Moped werden wir schon ein wenig kribbelig und freuen uns, dass es heute weitergeht. Das Wetter ist prima und die Sonne lacht … was wollen wir mehr.

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Für heute haben wir den Colca Canyon geplant, wir wollen nach Chivay fahren um dann am nächsten Tag Andenkondore zu suchen. Allerdings liegen noch einige Kilometer vor uns, laut Navi sind es 386 Km bis zum Ziel. Dabei haben wir auch noch die kürzeste Route gewählt, welche durch die Berge führt anstatt etwas weiter auf der Hauptstrasse zu fahren.

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Von Cusco, das auf 3400 Meter liegt, geht es die ersten 40 Kilometer noch etwas bergab und anschliessend stetig bergauf. So sind wir bald wieder auf über 4000 Metern und freuen uns über die tolle Landschaft, die uns begleitet. Nicht lange und wir verlassen die asphaltierte Strasse, aber trotz Schotter kommen wir zügig voran. In der Ferne sehen wir jedoch dunkle Wolken, die uns aber nicht stören. Kurz sind wir auf 4400 Meter, dann geht es wieder etwas nach unten. Die Wolken sind jetzt um einiges näher also vorher.

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Mit den Wolken kommt auch die Kälte. Bin ich vorher noch ohne Handschuhe gefahren, fängt es jetzt so richtig an zu frösteln. Noch dazu beginnt es leicht zu regnen. Prima, hatte der Tag doch so schön angefangen. Auch rennt die Zeit viel schneller als gedacht. Wir haben schon Nachmittag und unser Ziel ist noch weit entfernt. Wieder fahren wir nach oben und es wird noch kälter, auch der Regen nimmt zu.

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Wir halten an und holen Daunenjacken und Winterhandschuhe aus dem Gepäck. Dabei zittern meine Finger schon so stark vor Kälte, dass ich kaum die Taschen wieder schliessen kann. Zum Glück sind wir in der Zwischenzeit wieder auf Asphalt gelandet. Wenn auch auf Kosten der Route, da wir etwas vom Weg abgekommen sind.

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Das Navi versucht uns wieder auf unsere ursprüngliche Route zurückzuführen, aber die Wege auf die wir dann abbiegen müssten, sehen nicht wirklich vertrauenserweckend aus. So bleiben wir bei mittlerweile strömenden Regen und einbrechender Dunkelheit auf der asphaltierten Strasse. Wir haben auch mit 4777 Metern einen neuen Höhenrekord. Dafür ist es aber schweinekalt. Auf der Moped-Anzeige erscheint Glatteis-Warnung, da die Temperatur auf fast 0 Grad gefallen ist.

Wir werfen unser Tagesziel über den Haufen und beschliessen die nächste Möglichkeit für eine Übernachtung in Anspruch zu nehmen. Was in dieser Gegend eine echte Herausforderung ist. So kommen wir nach Imata, einer Kreuzung in den Bergen mit ein paar Häusern und einer Tankstelle.

Auf Nachfrage erklärt uns der Tankwart, dass es ein Hostal im Ort gibt.
Es gibt sogar zwei und wir wählen das mit einem Restaurant im Erdgeschoss. Wir Glück haben Glück und es gibt noch ein freies Zimmer für uns und auch Berta kann in einem Hinterhof in der Nachbarschaft sicher pausieren.

Wenn ich Restaurant schreibe, erweckt das wahrscheinlich eine komplett andere Vorstellung als die Realität. Wir befinden uns immer noch auf 4500 Meter, es ist kalt und das ganze Haus besitzt keine Heizung.

Das Mädel, dass uns das Zimmer vermietet ist auch die einzige Bedienung im Restaurant. Es gibt heissen Cocatee und ein Gericht zur Auswahl. Obwohl es wirklich kalt ist, kommen immer wieder Gäste ins Lokal, die in schöner Regelmässigkeit auch noch die Tür nach draussen offen stehen lassen. Die Bedienung hat sich in zwei Decken eingewickelt und schaut Fernsehen während in der Küche das Essen zubereitet wird.

Der Preis hier oben ist natürlich unschlagbar günstig und wir sind froh überhaupt etwas gefunden zu haben. Obwohl unser Zimmer ebenfalls keine Heizung hat, gibt es genügend warme Lamadecken, die uns vor dem Erfrieren bewahren.

Mitten in der Nacht werde ich wache, weil mir die Füsse kribbeln … ein sicheres Zeichen für Sauerstoffmangel. Auch Ulli wird wach, weil sie keine Luft bekommt. Als erstes machen wir die Tür auf, um mehr Luft in den Raum zu lassen. Die Fenster lassen sich nicht öffnen, aber zur besseren Abdichtung wurde Papier zwischen zwei Scheiben gestopft, das ich auch wegnehme. Mit der offenen Tür und etwas frischer Luft von draussen wird es dann wieder etwas besser und wir können mehr oder weniger schlafen und die Nacht überstehen.

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